08.06.2001 (Archiv)
Netscape zieht sich zurück
Der Software-Hersteller Netscape wird keine Browser mehr entwickeln. Stattdessen will sich das Unternehmen künftig als Medienportal im Markt etablieren.'In sechs Monaten wird niemand
mehr Netscape für einen Browser-Hersteller halten', so der
Netscape-Chef Jim Bankoff in einem Interview gegenüber Reuters.
Als Medienportal soll Netscape in erster Linie Inhalte seines
Mutter-Konzers AOL Time Warner wie etwa die des Fernsehsender CNN
und des 'Time Magazines' anbieten. Derzeit sind bereits Inhalte
von 18 Time-Warner-Publikationen und Websites in den Netscape-
Auftritt integriert.
Mit dem Angebot will das Medienunternehmen vor allem Web-Nutzer
am Arbeitsplatz für sich gewinnen, die meist über einen
Hochgeschwindigkeitszugang verfügen. Außerdem sollen erfahrenen
Surfer angesprochen werden, die sich bislang nicht für den
Mainstream-Dienst AOL interessiert haben.
Mit dem Strategiewechsel geht der langjährige, so genannte
Browser-Krieg mit dem Konkurrenten Microsoft um die
Marktführerschaft zu Ende. Erste Anzeichen für einen Rückzug
wurden bereits 1999 erkennbar, als AOL Netscape gekauft hat. Die
Fusion von AOL und Time Warner im vergangenen Jahr beschleunigte
das Aus des Internet-Pioniers als Browser-Spezialist. Damit ist
nun auch der Weg für neue Gespräche zwischen AOL und Microsoft
über die Einbindung des Internet Explorers in die AOL-
Zugangssoftware wieder frei.
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