Aktuelles 15.04.2017 (Archiv)
eyeo kauft Flattr
Die Adblock-Firma eyeo kauft den Micropayment-Anbieter Flattr, der kleine Spenden an Websites verteilen sollte.Eyeo und Adblock Plus stehen weiterhin nicht nur in der Kritik, als Wegelagerer Geld von den Websites erpressen zu wollen, sondern auch vor Gericht, weil Verlagshäuser sich den Eingriff in ihre Websiteangebote nicht gefallen lassen wollen. Vermutlich, um hier bessere Karten zu haben, hat man sich bei Eyeo nun Flattr gekauft. Das ist jene Firma, die versucht hat, eine neue Finanzierungsquelle für Websites zu schaffen, die allerdings kläglich gescheitert ist. Für bessere Argumente bei Eyeo dürfte der Kauf von Flattr ein eher geringes Investment gebraucht haben.
Eher gering dürften demnach auch die Auswirkungen für den Markt sein, wenn es Eyeo nicht schafft, mehr Geld in die Flattr-Verteilung zu bringen. Die wenigen User, die freiwillig bei Flattr den Spenden-Knopf gedrückt haben, haben die Kassen nicht ausreichend klingeln lassen. Adblocker nehmen den Websites jedenfalls deutlich mehr Geld für die Finanzierung weg, als es Flattr je wieder bringen könnte.
Die Methode von Flattr basierte zunächst auf einem monatlichen Abo-Betrag, den Flattr aufgrund von gelesenen und mit Flattr-Button bestätigten Seitenaufrufen an Websites verteilt hat. Der Button verschwand rasch wieder von vielen Websites, denn Geld kam so kaum an. Eine neue angekündigte Version verzichtete auf den Button, die Verteilung sollte aufgrund von Websitebesuchen alleine funktionieren können.
Die Ankündigung von Eyeo, eine neue Art Flattr zu bieten, indem der Adblocker gleichzeitig die Verteilung machen sollte, dürfte also auf zweiterem Modell aufsetzen. Um an Geld zu kommen, müssen sich Websites wohl mit Eyeo vertraglich einigen (der Passus, Eyeo nicht als Erpresser sondern als Partner zu akzeptieren, wird sicher Teil sein). Dass Eyeo sich gleichzeitig auch als Qualitätssicherer sieht, damit das Geld an gute Websites geht, ist hier als neuerliche Drohung zu verstehen: Man will weiterhin dort bestimmen, was User wie sehen sollen - und garantiert auch einen Teil des Geldes dafür haben.
Flattr war und wird in der Vermarktung von Websites ein unwichtiger Faktor bleiben, für Eyeo aber soll der Kauf das ramponierte Image des Wegelagerers aufheben helfen. Eyeo kann dabei nicht verlieren: Schlechter als jetzt kann der Anbieter nicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, geht der Plan auf und Flattr funktioniert, eröffnet sich ein neuer Weg, um Geld zu machen und Websites unter Druck zu setzen. Geht er nicht auf, bietet er zumindest neue Argumente vor Gericht. So mancher der Partner von Flattr, der bisher darauf gesetzt hat, wird sich unter der neuen Eigentümerschaft aber überlegen, ob er noch mit dem Dienst zusammen arbeiten möchte.
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