Link-Tipp 29.10.2008 (Archiv)
Surfen wie in China
Mit dem Firefox-Add-on 'China Channel' ist es westlichen Websurfern möglich, durch das chinesische Internet inklusive Zensur und Inhaltefiltern zu surfen und somit die wirkungsvolle Webzensur selbst zu erleben.Die Programmierer
aus Hongkong geben Menschen außerhalb des kommunistisch geführten Landes
die Chance, die Mechanismen der Zensur beim Surfen kennenzulernen, mit
denen chinesische User täglich konfrontiert sind. Die
Firefox-Erweiterung routet die Anfragen im Webbrowser über einen
Proxy-Server in China. Der Rechner erhält somit eine chinesische
IP-Adresse und der User befindet sich surf-technisch innerhalb der
Großen Firewall.
Das Surfen im chinesischen Web gestaltet sich durchaus mühsam. Seiten,
die bestimmte Stichwörter wie 'Dalai Lama', 'Tiananmen', 'Democracy'
oder regimekritischen Content enthalten, können gar nicht aufgerufen
werden. Webseiten von westlichen Tageszeitungen und Magazinen sowie
News-Portale werden ebenfalls umfassend geblockt. Selbst der
Onlineauftritt von pressetext ist von China aus teilweise nicht zu
erreichen. Stattdessen zeigt der Browser die Auskunft, dass die
Verbindung während des Aufbaus unterbrochen wurde. Alternativ dazu
bekommt der User auch den Hinweis auf einen Server-Error angezeigt.
Selbst auf jenen Seiten, die von der chinesischen Zensur als in Ordnung
befunden werden, gestaltet sich das Surfen für europäische Ansprüche
mühselig, denn die Verbindungsgeschwindigkeit ist langsam.
Die bei dem Add-on verwendete Methode, den Datenverkehr über einen
Proxyserver zu leiten und somit eine chinesische Identität anzunehmen,
kann auch umgekehrt verwendet werden. So ist es möglich die Große
Firewall zu umgehen, indem innerhalb Chinas eine verschlüsselte
Verbindung mit einem Proxy-Server außerhalb des Landes hergestellt wird.
Allerdings ist diese Methode auch den Zensoren bekannt und daher
versucht man den, Verbindungsaufbau zu verhindern oder zumindest zu
erschweren. Eine andere Methode, die vor allem westliche Geschäftsleute
nutzen, ist, eine gesicherte VPN-Verbindung zum Firmennetzwerk in der
Heimat herzustellen.
China Channel
Die Entwickler des Add-ons wollen die Unterschiede zwischen den
Internet-Welten auch in Form von Installationen demonstrieren. Ihre
Web-2.0-Gallery besteht aus zwei Rechnern, die mit einer modifizierten
Maus zugleich bedient werden können. Während einer mit einer IP-Adresse
aus Hongkong einen relativ unbeschränkten Zugang hat, wird der zweite
mit einer chinesischen IP-Adresse betrieben. Zwei Bildschirme zeigen
somit offensichtlich zwei unterschiedliche Seiten des Internet. In ihrer
Kritik an den Zensurmaßnahmen halten sich die Entwickler aus Hongkong
auch bei westlichen Unternehmen nicht zurück. Immerhin werde die Große
Firewall, die 1,3 Mrd. Chinesen umgibt, mithilfe von westlicher
Technologie umgesetzt, die von Cisco, Google oder Yahoo geliefert wird,
schreiben die Programmierer von China Channel.
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